Reinhart Koselleck und das Bild Brandt, Bettina; Hochkirchen, Britta
transcript Verlag / Bielefeld University Press eBooks,
2021, 20210112
eBook
Odprti dostop
Mit Bildern die Komplexität geschichtlicher Zeit reflektieren, fotografieren, zeichnen: Dies ist eine wenig beachtete, aber höchst produktive Dimension im Schaffen des Bielefelder Historikers ...Reinhart Koselleck. Damit wertete er die bildliche Dimension der Geschichte und ihrer Erforschung auf, lange bevor von einem »Iconic Turn« die Rede war. Die Beiträger*innen des Bandes setzen sich umfassend mit Kosellecks Bildpraxis auseinander und verbinden sie mit seinen Forschungen zur Begriffsgeschichte, Historik, Erinnerung und körperlich-sinnlichen Wahrnehmung des Politischen. Die Ergebnisse des Bandes dokumentieren zudem das Projekt des forschenden Ausstellens und gehen in weiten Teilen auf eine Ausstellung zurück, die 2018 an drei Orten in Bielefeld gezeigt wurde.
Was macht das vergleichende Sehen mit Bildern sowie Betrachterinnen und Betrachtern? Wie wird der Blick durch das Vergleichen gelenkt und wie werden Bilder vergleichbar gemacht? Ob unter ...Kunstkennerinnen und -kennern des 18. Jahrhunderts, in Ausstellungen oder in der Videokunst des 20. Jahrhunderts: Überall animieren Vergleichspraktiken zu körperlichen, medialen oder metaphorischen Blickwechseln. Die Beiträge des Bandes nehmen in breiter historischer sowie systematischer Perspektive die Praktiken in den Blick, die dem Vergleichen von Bildern und Artefakten zugrunde liegen. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf den Verkettungen von Praktiken, Akteurinnen und Akteuren sowie Objekten.
Wie vergleichen wir, wenn wir lesen? Und wie lesen wir, wenn wir vergleichen? Die hier versammelten Beiträge widmen sich Verknüpfungen und Interferenzen zwischen Praktiken des Vergleichens und ...Praktiken des Lesens. Zentral für ihre Analysen sind drei Diskursfelder, in denen Literatur vergleichend gelesen wird: die Literaturwissenschaft, die Literaturkritik und die Literatur selbst. Im Fokus steht dabei, wie Praktiken des Vergleichens zwischen diesen Feldern zirkulieren und sich auf die Lektüre von Literatur auswirken - und wie vergleichendes Lesen in diesem Prozess Literatur als epistemisches, ästhetisches oder soziales Objekt hervorbringt.
Der Historiker Reinhart Koselleck hat neben seinem schriftlichen Nachlass und einer bemerkenswerten Fotosammlung auch eine Anzahl von Figuren und anderen Gegenständen hinterlassen. Seine Sammlung ...umfasst rund 140 Objekte unterschiedlichster Art: Zinnsoldaten, Büsten und Miniaturdenkmäler, vor allem aber Pferde- und Reiterfiguren. Die Beiträger*innen verbinden die erste Dokumentation der außergewöhnlichen Sammlung mit einer wissenschaftlichen Bestandsaufnahme. Sie gehen der Frage nach, welche Rolle die gesammelten Objekte in Kosellecks Denkraum spielten und welche neuen Zugänge zu historischer Medialität und zur Frage nach dem Potenzial von Geschichtsdingen sie eröffnen können.
Worin liegen die ästhetischen Eigenlogiken der Gattung des Genrebildes, also Darstellungen von Alltagsszenen mit anonymen und meist typisierten Figuren? Seit dem 16. Jahrhundert wurde diese Gattung ...in der Malerei populär. Sie erlangte ihr künstlerisches Profil in einem Prozess des Dialogs mit und der Abgrenzung von der Reproduktionsgraphik, der Historienmalerei sowie den anderen im Entstehen begriffenen Bildgattungen. Die Beiträger*innen bereichern die kunsthistorische Forschung zum europäischen Genrebild von der Frühen Neuzeit bis zur Moderne um ikonographische, rezeptionsästhetische und bildwissenschaftliche Aspekte. Dabei stellen sie insbesondere Bildphänomene und künstlerische Strategien der Temporalität, der Ambiguität und der Latenz als spezifische Dimensionen dieser Gattung ins Zentrum ihrer Analysen und liefern so eine Neuperspektivierung der Genremalerei.
ABSTRACT
Pictures are often connected with the mediation of the event but, paradoxically, not with temporality as such. Although there are several existing approaches that focus on the interplay ...between the event and its literary representation, the relation between pictorial time and the temporal constitution of the event remains unexplored. The field of image theory has offered insights into the multiple dimensions of the picture's temporality. It has shown that the picture's temporality concerns not only the depicted event but also the picture's immanent modes of producing different temporalities within one pictorial plane. The picture thus not only makes visible but also generates multilayered times of the event. This article brings together insights from image theory and from theories of historical times to demonstrate the relationship between the times of the event and the inner logic of the picture. In order to identify the various qualities of the picture that structure the times of the event, this article uses the case study of Reinhart Koselleck's practical and theoretical work with pictures. This article reads Koselleck's approaches to pictures alongside new insights concerning the relationality of time to the event and the picture. By exploring the picture's agency with regards to the politics of time, this article lays bare the picture's potential to structure the times of the event.
As a powerful tool in the production of knowledge, comparing plays a crucial part in the sciences and the humanities. This volume explores the relationship between comparing and narrating in ...epistemic practices and clarifies the ways in which narratives enable or impede practices of comparing. It takes into account related activities, such as measuring and classifying, modeling, establishing norms and categories, as well as organizing and popularizing knowledge, to analyze the ambivalent relationship between narratives, scientific explanation, and understanding. The contributions bring out the epistemic role of narratives, and elucidate how narratives are connected to comparisons and scientific explanations.
Wie lassen sich Zugänge zu literarischen Texten in Museen und Archiven eröffnen? Welches Verständnis von Literatur liegt den verschiedenen Vermittlungsstrategien zugrunde? Der Band versammelt ...aktuelle Positionen der Literaturvermittlung im Spannungsfeld von Materialität und Ereignis. Aus der Perspektive verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen sowie der Ausstellungspraxis untersuchen die Beiträge, welches Potenzial das Buch oder persönliche Gegenstände eines Autors über ihre Verweisfunktion auf die immaterielle Dimension von Literatur hinaus bergen. Zudem wird danach gefragt, wie die prozessuale und produktive Qualität von Literatur durch Inszenierungen jenseits von Schrift und Objekt sinnlich erfahrbar gemacht werden kann.
Diesseits und jenseits des Kunstwerks Britta Hochkirchen
21: inquiries into art, history, and the visual (Online),
04/2021, Letnik:
2, Številka:
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Journal Article
Im Zuge der Etablierung des »New Materialism« wird die Bedeutung von Objekten für menschliche Gesellschaften neu verhandelt. Welches Potenzial dieser Neue Materialismus für Geschichtswissenschaft und ...Geschichtsdidaktik hat, ist bisher nur ansatzweise ausgelotet worden, doch es scheint vielversprechend: Wenn Sachquellen nicht als passive Überreste gedeutet werden, sondern auch als Akteure der Gegenwart, wenn sie gesichertes Wissen über die Vergangenheit ermöglichen, dann sind sie in besonderem Maße geeignet, historisches Lernen zu fördern. Oder sind gegenständliche Objekte der interpretativen Willkür genauso ausgeliefert wie jede andere Quelle?