"Was in Erinnerung bleiben soll, bedarf der Konsolidierung durch wiederholtes Durchdenken und Durchfühlen desselben Ereignisses." (Welzer 2011:234) Exakt diese Behauptung wird in Vergeetstuk (2014) ...exemplifiziert. Dort wird nicht nur über Gedächtnislücken und ihre Konsequenzen verhandelt, sondern gezeigt, wie das Gedächtnis arbeitet und wie Erinnerung entsteht. Paradoxerweise greift der belgische Künstler Tom Struyf für die Inszenierung von solchen Prozessen auf Verdrängungsmechanismen und das Krankheitsbild der Amnesie zurück. »A good memory needs to forget«, belehrt uns zu Beginn des Stückes eine Projektion im Bühnenhintergrund. Schnell käme es nämlich zu einem Erinnerungsstau, sodass für neue Erinnerungen kein Platz mehr wäre. Die Speicherkapazität des Gedächtnisses sowie die mnemonische Wandlungsfähigkeit hängen also vom einzelnen Vermögen des Vergessens ab: »The ability to forget creates space to change your memories.«
Die vorliegende Untersuchung handelt von Identitätsbewegungen, inter- bzw. transnationalem Gedächtnis, schriftlicher und mündlicher Produktion und deren Rezeption im öffentlichen Raum. Dabei wird der ...Frage nachgegangen, was eigentlich transnational bedeutet, insbesondere in Zusammenhang mit der Öffentlichkeit. Als möglicher transnationaler Raum wird hier der französisch-deutsche Sprachraum betrachtet. Dieser Beitrag hat dabei eine Brückenfunktion, insofern er sowohl den deutschsprachigen als auch einen möglichen transnationalen Raum unter dem Blickwinkel der Performanz im Rahmen der Öffentlichkeit in den Fokus nimmt.
Das deutschsprachige Theater der vergangenen zwanzig Jahre zeugt von einer markanten Hinwendung zum Dokument sowie von der Reflexion zu neuen Archivierungsformen. Dabei geht es jedoch nicht um die ...kompromisslose Darstellung der Wirklichkeit, wie es das Dokumentartheater der 1970er Jahre forderte, sondern um die Aufdeckung der dokumentarischen Ambivalenz. Authentizität, historische Faktizität und dramatische Fiktion stehen im Mittelpunkt der Arbeit des burgenländischen Künstlers Peter Wagner, die sich in vielen Punkten mit Elfriede Jelineks avantgardistischen Theatertexten überschneidet. Ihre Ästhetik des Überwirklichen verschreibt sich weder dem konventionellen, noch dem dokumentarischen Drama. Es handelt sich vielmehr um eine offene Theaterform, die sich in einem begrifflichen und ästhetischen „Dazwischen“ befindet. Kann man dabei von einer allgemeinen Tendenz des österreichischen bzw. deutschsprachigen Theaters sprechen oder lediglich von Einzelfällen? Welche Bedeutung kann dem Präfix „post-“ hinsichtlich traditioneller Dramatik sowie des jüngeren Dokument-Theaters beigemessen werden? Die Untersuchung von Peter Wagners dramatischem Werk seit den 1990er Jahren soll erstmals die postdokumentarische Tendenz im zeitgenössischen Theater Österreichs freilegen und produktiv mit Elfriede Jelineks jüngsten Arbeiten in Verbindung gesetzt werden.
Le théâtre de langue allemande des vingt dernières années témoigne d'un retour au document ainsi que d'une réflexion sur les nouvelles stratégies d'archivage. Il ne s'agit pourtant pas de représenter ...le réel dans sa nudité comme l'avait demandé le théâtre documentaire des années 1970 mais de mettre au jour l'ambivalence même des documents. L'authenticité, la facticité historique et la fiction dramatique sont au cœur du travail artistique de Peter Wagner (Burgenland) qui rejoint sur certains points le théâtre avant-gardiste d'Elfriede Jelinek. Leur esthétique sur - ou hyperréelle ne relève ni du drame conventionnel, ni du drame documentaire. Il s'agit plutôt d'une forme dramatique ouverte qui se situe dans un « entre-deux » conceptuel et esthétique. Est-ce là une tendance générale du théâtre autrichien, voire du théâtre germanophone, ou s'agit-il d'un cas à part ? Quelle signification devrait-on accorder au préfixe « post » vis-à-vis du drame traditionnel et du théâtre-document plus récent ? L'analyse de l'œuvre dramatique de Peter Wagner depuis les années 1990 révélera une tendance post-documentaire dans le théâtre contemporain en Autriche et fera l'objet d'une comparaison avec les derniers textes de théâtre d'Elfriede Jelinek.
Dieser Bericht stellt ein mehrsprachiges Kunstprojekt im DaF-Unterricht zwischen SchülerInnen des Gymnasiums Jean-Henri Lambert und Studierenden der Universität Haute-Alsace in Mulhouse vor. Von ...Januar bis Mai 2015 wurde im Rahmen der Kooperation zwischen Sekundar- und Hochschule mit deutsch- und französischsprachigen Schriften aus dem Ersten Weltkrieg gearbeitet. Die zum Teil unveröffentlichten Texte stammen von Soldaten an der Westfront sowie von Zivilisten, die in der jeweiligen Muttersprache (Elsässisch; Deutsch; Französisch) von ihren Kriegserlebnissen in vielfältiger Weise berichten. Inwiefern eignen sich solche Zeitdokumente als Medien für einen nicht frontalen Fremdsprachenunterricht? Können sich Überlegungen zum Erlernen einer Fremdsprache und zur Landesgeschichte gegenseitig befruchten? Der performative Ansatz beim Einsatz historischen Materials im DaF-Unterricht stand im Mittelpunkt der Projektarbeit, die nicht nur geografische, also sichtbare Grenzen aufbrechen sollte, sondern auch mentale und soziale, d.h. verinnerlichte, unsichtbare Fronten lösen. Die vorliegende Untersuchung berücksichtigt nicht nur die Rahmenbedingungen des groß angelegten Projektunterrichts, sondern auch ursprüngliche Zielvorstellungen und konkrete Ergebnisse.
Dieser Bericht stellt ein mehrsprachiges Kunstprojekt im DaF-Unterricht zwischen SchülerInnen des Gymnasiums Jean-Henri Lambert und Studierenden der Universität Haute-Alsace in Mulhouse vor. Von ...Januar bis Mai 2015 wurde im Rahmen der Kooperation zwischen Sekundar- und Hochschule mit deutsch- und französischsprachigen Schriften aus dem Ersten Weltkrieg gearbeitet. Die zum Teil unveröffentlichten Texte stammen von Soldaten an der Westfront sowie von Zivilisten, die in der jeweiligen Muttersprache (Elsässisch; Deutsch; Französisch) von ihren Kriegserlebnissen in vielfältiger Weise berichten. Inwiefern eignen sich solche Zeitdokumente als Medien für einen nicht frontalen Fremdsprachenunterricht? Können sich Überlegungen zum Erlernen einer Fremdsprache und zur Landesgeschichte gegenseitig befruchten? Der performative Ansatz beim Einsatz historischen Materials im DaF-Unterricht stand im Mittelpunkt der Projektarbeit, die nicht nur geografische, also sichtbare Grenzen aufbrechen sollte, sondern auch mentale und soziale, d.h. verinnerlichte, unsichtbare Fronten lösen. Die vorliegende Untersuchung berücksichtigt nicht nur die Rahmenbedingungen des groß angelegten Projektunterrichts, sondern auch ursprüngliche Zielvorstellungen und konkrete Ergebnisse.
Zivilisiertheit und Barbarei bilden einen gemeinsamen Nexus. Dies suggerieren der spanische Regisseur Luis Buñuel und die österreichische Autorin Elfriede Jelinek in ihren postmodernen Fassungen des ...Würgeengels. Auf die biblische Figur des Todesengels rekurrierend skizzieren sie eine Gesellschaft, die deutlich mit der traditionellen Selbstauffassung bricht. Das Porträt jener Gesellschaft, die man als „post-zivilisiert“ bezeichnen könnte, lädt dazu ein, den sozialen Konflikt, der sich aus der radikalen Infragestellung der westlichen Gesellschaftsnormen ergibt, anhand der zwei fiktionalen Werke zu überdenken.