In seinen Romanen beschreibt Theodor Fontane eine Gesellschaft, die durchdrungen ist von einem Gefühl der Unsicherheit angesichts der wechselseitigen Relativierung konkurrierender ethischer und ...religiöser Orientierungsangebote. Viele seiner Figuren, und nicht nur der alte Stechlin, sind dazu übergegangen, hinter alles ein Fragezeichen zu setzen, denn unanfechtbare Wahrheiten scheint es nicht mehr zu geben. In dieser Krisensituation scheint das große Projekt der europäischen Aufklärung, das Streben nach einer vernunftgeleiteten Einrichtung der menschlichen Verhältnisse, zum Erliegen gekommen zu sein. Die Anerkennung der zeitlichen und sozialen Bedingtheit aller Wahrheiten entzieht der Vorstellung einer durch Kritik, Dialog und Erziehung schrittweise sich entfaltenden Vernunftordnung den Boden. Das Vertrauen in die Tragfähigkeit und relative Berechtigung bestehender Normsysteme lässt alle Versuche überflüssig erscheinen, die jeweiligen Geltungsansprüche kritisch zu hinterfragen. Aber ist diese fundamentale Aufklärungsskepsis tatsächlich in Fontanes Texten zu spüren? Oder weiß er im Gegenteil das Erbe der Aufklärung produktiv zu nutzen, etwa in der Kritik an dogmatischer Versteifung, in der Ablehnung von Absolutheitsansprüchen und in der Kultivierung der dialogischen Praxis? Der Band widmet sich den komplexen und mitunter verschlungenen Bezügen zwischen Fontanes Werk und dem Zeitalter der europäischen Aufklärung. Dieses bisher nur unzureichend aufgearbeitete Beziehungsgeflecht wird vor einem breiten Hintergrund und unter Berücksichtigung inner- wie außerliterarischer Faktoren durchleuchtet.
Wie hat sich der Brief als Kommunikationsform in den letzten 3.000 Jahren entwickelt? Was hat sich gewandelt? Welche Strukturelemente blieben unverändert? Als Text, als Objekt und als kommunikatives ...Ereignis lebt der Brief in seiner Wiedererkennbarkeit von Invarianzen, die die Reproduzierbarkeit eines Musters auch unter sich wandelnden kulturellen Bedingungen zu garantieren scheinen. Es ist diese zwischen Formalisierung und Offenheit changierende Textualität, die zum einen das Interesse disziplinär konturierter Fragehorizonte auf sich zieht, die zum anderen aber ohne interdisziplinären Austausch wohl kaum in ihrer Spannbreite ausgemessen werden kann. Die Beiträge des Bandes tragen Bausteine zu einer Kulturgeschichte des Briefs zusammen und reflektieren zugleich die Kontinuitäten, die sich im geschichtlichen Wandel abzeichnen.
The article introduces the central ideas of Homeopathy as put forward by Samuel Hahnemann in the 1820s, which remain valid in contemporary Homeopathy teachings although they are inconsistent with ...fundamental laws of nature and have been invalidated by evidence-based medicine. I will propose to conceptualize Homeopathy as a self-proclaimed factual narrative situated on the borderline of fiction, arguing that it fuses fictive with real / factual elements and that its immense popularity and pervasiveness can be explained by its narrative quality and functionality. Further, the article describes strategies of narrativation in the story of Homeopathy as wells as techniques on the level of discourse which mark the texts as part of factual scientific discourse.
There are few features that characterize the letter, and yet they have contributed to the successful history of this communication form for more than 3000 years: writtenness, materiality, mobility, ...address, the necessity of transmittal, and the fact that they can be dated and stored. These contributions take different disciplinary perspectives in order to sound out the universal features of letter communication in specific historical conditions.
Serielle Medien wollen massenmedial verstärkte Resonanzen erzielen. Sie generieren ein historisch wandelbares Wissen, das sie für die Selbstverständigungen in Kultur und Gesellschaft relevant, d.h. ...für Kulturdiagnosen geeignet macht. Diese mediale Spezifik wird im vorliegenden Band systematisch wie historisch auf die Frage nach der Popularisierung und Reflexion von Technikwissen und Technikdiskursen hin untersucht. Fernsehserien bieten sich dafür wegen ihrer eigenen Zeitlichkeit an: Sie können sich narrativ komplex entfalten, auch weil in ihrer Plot-Anlage ein Ende nicht notwendig gesetzt wird. Fernsehserien bilden Technik in ihren Folgen dabei nicht nur thematisch ab, vielmehr organisieren technische Mittel ihre Darstellungsformen selbst. In Fallstudien zu einzelnen Serien dokumentiert vorliegender Band Facetten solcher Technikreflexionen. Abschließend stellt er eine Typologie ihrer Formvarianten zur Diskussion.