Die Verschränkung der beiden Landessprachen in Kärnten zeigt sich nicht nur im Namengut, sondern auch in der Volkskultur, so auch in der Sprache der Küche. Viele Speisenbezeichnungen sind von der ...einen zur anderen Sprache „gewandert“ und sind somit gemeinsames Kulturgut. Insgesamt werden hier 16 Speisenbezeichnungen in beiden Sprachen vorgestellt und deren Herkunft und Etymologie im Lichte des Sprachkontaks erläutert. Darunter finden sich sehr frühe Entlehnungen aus dem Slowenischen ins Deutsche (z. B. Munggen und Talggen, aber auch relativ junge (z. B. Sasaka und Potitze). Auch manche deutsche Lehnwörter im Slowenischen weisen auf frühe Entlehnung hin (z. B. majželj und krapi). Hier zeigt sich die Relativität von Sprachgrenzen, da die jeweilige Volkskultur ein verbindendes Element zwischen den Sprechern beider Sprachen darstellt, wofür gerade das zweisprachige (Süd-)Kärnten ein gutes Beispiel ist – trotz aller historischer Turbulenzen.
Der slowenisch-deutsche Sprachkontakt in Krain und der deutsch-slowenische Sprachkontakt in Kärnten sind einander recht ähnlich. In beiden Ländern ist es dann vielfach zum Sprachwechsel gekommen, so ...z. B. in Zarz schon vor 1941/45. Der Sprachwechsel nördlich und südlich der Karawanken ging spiegelverkehrt vor sich: Zuerst setzte sich im Norden der deutsche Wortschatz und dann die deutsche Grammatik durch, im Süden zuerst die slowenische Grammatik und später erst der slowenische Wortschatz.
Die angeführten Beispiele zeigen, dass das Erlöschen des Deutschen in Krain und des Slowenischen in Kärnten sehr ähnlich erfolgt ist. Auf Grund der deutschen und slowenischen Sprachstruktur ergeben sich durchaus vergleichbare und gleichwertige Übergangsstadien, die man oft als „Mischsprachen“ bezeichnet hat, so in Kärnten als „Windisch“. Deren Sprecher hat man oft als „schwebendes Volkstum“ bezeichnet, doch dieses Wort hat allerdings auch andere (v. a. politische) Nebenbedeutungen. Doch realistisch gesehen handelt es sich hier um keine „Sprachen“, sondern um Sprachformen, die an Einzelpersonen gebunden sind, die sich im Status assimilationis befinden und im Grunde genommen „zweisprachig“ im wahr(st)en Sinn des Wortes sind, nicht aber um Gruppensprachen oder gar „Dialekte“ im engeren Sinn des Wortes. Somit ist der hier vorgestellte Dialekt ein gutes Beispiel für Sprachkontakt ganz allgemein, der letzten Endes zum Sprachwechsel führt.
Brenner, Koloman. (2018). Deutsche Minderheit(en) und Institutionen. Beiträge zur Minderheitenkunde für Germanistikstudenten der Fachrichtung Deutsch als Nationalitätensprache. In: Ungarndeutsches ...Archiv 16, Schriften zur Sprache, Literatur, Kultur und Geschichte der Deutschen in Ungarn. Budapest: ELTE Germanistisches Institut. 194 S. ISSN 1418-1959; ISBN 978-963-284-972-0.
Was das slawische Lehngut Österreichs und insbesondere Kärntens betrifft, ist festzuhalten, dass es sich auf Grund linguistischer Fakten als größtenteils sehr alt erweist, obwohl das Meiste davon ...erst relativ spät überliefert wird. Doch einige sla wische bzw. slowenische Toponyme sind urkundlich schon vor dem Jahre 1000 belegt (u.a. in Kärnten 6), zwischen 1000 und 1250 nimmt die Belegdichte zu. Bei den Personennamen werden vor 1000 150 ,,Slawen" genannt, nach 1000 über 380.1 Sie scheinen alle in lateinisch oder deutsch geschriebenen Urkunden auf. E. Kranz mayer hat eine Reihe von Anhaltspunkten für die Chronologie der Übernahme von Ortsnamen ins Deutsche geliefert2 . In einem größeren Zusammenhang entspricht die slawische Sprachform, die den Ortsnamen im Osten und Süden Österreichs (Ost-tirol, Kärnten' Steiermark, Salzburg-Lungau, südliches Nieder und östliches Oberösterreich zu Grunde liegt, dem ,,Alpenslawischen" (nach Ramovš, Kronsteiner usw.) bzw. der Sprache der altslowenischen ,,Preisinger Denkmäler", was auch bereits der große slowenische Dialektologe und Sprachhistoriker Ramovš fest gestellt hat. Die Varianten in der deutschen Wiedergabe der slawischen Namen woHte er dialektologisch deuten, mir ist es aber gelungen, diese Unterschiede chronologisch zu erklären, woraus folgt, dass es im hohen und späten Mittelalter eine über Kärnten hinausgehende weit verbreitete Gemischtsprachigkeit in Österreich gab7, was sich auch in alten Lehnwörtern widerspiegelt.
Dieses umfang- und inhaltsreiche Buch beruht zunächst auf der Bearbeitung von Dokumenten zur Sprach- und Minderheitenpolitik in Ungarn nach der Wende von 1989/1990. Dazu kommt dann die Erfahrung aus ...der langjährigen Expertentätigkeit des Verfassers für die Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen, wobei diesem Thema auch die Erfahrungen, Besuche und Studien durch die Vermittlung des Netzwerks der deutschen Minderheiten im Dachverband der Föderalistischen Union Europäischer Nationalitäten (FUEN), der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Minderheiten (https://agdm.fuen.org) zu Gute kommen, ist doch der Verfasser in diesem Bereich seit über 20 Jahren tätig. So können viele Prozesse und Entscheidungen in und über die deutschen Minderheiten in Europa aus der Perspektive eines Insiders dargestellt werden sowie tiefe Einblicke zur Lage der deutschen Minderheiten geboten werden.