Bringt die öffentliche politische Diskussion eher einen Polarisierungs- als einen Rationalisierungseffekt hervor? Diese Frage ist insbesondere angesichts der jüngsten Entwicklungen im digitalen Raum ...virulent geworden. Polemische Öffentlichkeiten sind jedoch nicht erst ein Phänomen unserer Gegenwart, sondern haben eine lange Geschichte. Diese nehmen die Beiträger*innen des Bandes in der Zeitspanne vom Ende des 18. Jahrhunderts bis in unsere Gegenwart in den Blick und fokussieren dabei die Interferenz zwischen politischer und literarischer Kommunikation. Erst vor diesem historischen Hintergrund wird deutlich, was an den aggressiven öffentlichen Meinungskämpfen unserer Tage neu ist - und was nicht.
Obwohl sich die natürliche Identität des menschlichen Körpers angesichts der Möglichkeiten technischer oder diskursiver Überformung zunehmend als Illusion erweist, bleibt er doch weiterhin ...Bezugspunkt und Ausdruck von Identitätsvorstellungen. Dabei kann der eigene Körper mit Gesten schmähend aktiv werden oder kann über vorgegebene Normen, denen er angeblich nicht entspricht, Erniedrigung erleiden. Ausgehend von solchen Überlegungen lotet dieser Band das invektive Potential des menschlichen Körpers aus historischer, gegenwartsbezogener und systematisch-konzeptueller Perspektive aus. Die Beiträge diskutieren Aspekte von Affizierbarkeit, Devianz und Geschlecht sowie Körpermetaphern, den pathologisierten Körper oder den Körper der Mächtigen. https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0
Die intellektuelle Geschichte Andalusiens im frühen 13. Jahrhundert ist noch nicht völlig aufgeklärt. Auch wenn die Auffassung inzwischen eindeutig widerlegt ist, dass Philosophie und rationale ...Theologie vollständig unterdrückt und stattdessen nur ein literalistisches Islamverständnis propagiert worden sei, verdienen die Beziehungen zwischen Philosophie, Ašʿarīya, Almohadismus und Mālikīya in jener Zeit mehr Aufmerksamkeit. Dafür wird hier al-Qurṭubī und seine antichristliche Polemik
(ca. 1207) herangezogen. Zwar richtet sich dieses Werk vorgeblich gegen Christen, allerdings kann man davon ausgehen, dass der Autor vornehmlich eine muslimische Leserschaft ansprechen wollte und dass es ihm darum ging, sein eigenes Islamverständnis als nicht nur in Konfrontation mit dem Christentum, sondern generell als überlegen dazustellen. Al-Qurṭubī versucht aufzuzeigen, dass der Islam die vernunftgemäße Religion sei. Dabei lassen sich Übereinstimmungen zu Almohadismus wie zur Philosophie Ibn Rušds finden, so dass deutlich wird, dass diese Positionen um 1210 noch vehemente Befürworten fanden.
What does humanism mean, who is a humanist? Contemporaries clarified this not least through diatribes. Intellectuals who, since the middle of the fourteenth century, have regarded rhetoric as the ...most noble method of promoting virtue, searching for truth and knowledge of God, saw mutual personal degradation as the means of asserting their positions.
Was bedeutet Humanismus, wer gehört zu den Humanisten? Von den Zeitgenossen wurde das nicht zuletzt durch Invektiven geklärt. Intellektuelle, die seit Mitte des 14. Jahrhunderts Rhetorik als vornehmste Methode der Tugendförderung, Wahrheitssuche und Gotteserkenntnis betrachteten, sahen gerade in gegenseitigen persönliche Herabsetzungen das Mittel zur Durchsetzung ihrer Positionen. Bei einer interdisziplinären Zusammenschau werden Konjunkturen und Diffusionsformen der Invektiven deutlich. Welche Bedeutung kam dabei den kulturellen Milieus dies- und jenseits der Alpen zu, welche Rolle spielten wettbewerbliche Momente, wie wurden die frühen reformatorischen Auseinandersetzungen davon beeinflusst?
"Strategen im Literaturkampf" is dedicated to the complex relationship between literary writing, poetological reflection and critical commentary using the example of the Austrian writers Thomas ...Bernhard and Peter Handke. Harald Gschwandtner shows how closely the two authors' aversion to literary criticism is linked to the principles of their own writing. Prose texts, plays, reviews, interviews, speeches, letters and numerous other work materials allow a variety of insights into a conflict-ridden relationship.
„Strategen im Literaturkampf“ widmet sich am Beispiel der österreichischen Schriftsteller Thomas Bernhard und Peter Handke der komplexen Beziehung zwischen literarischem Schreiben, poetologischer Reflexion und kritischer Kommentierung. Harald Gschwandtner zeigt, wie eng die Aversionen der beiden Autoren gegenüber der Literaturkritik mit den Prinzipien ihres eigenen Schreibens verknüpft sind. Prosatexte, Theaterstücke, Rezensionen, Interviews, Reden, Briefe und zahlreiche weitere Werk-Materialien erlauben vielfältige Einblicke in eine konfliktreiche Beziehung.
Mit dem Tractatus contra Graecos (1252) eines anonymen Dominikaners aus dem noch jungen Konvent von Konstantinopel steht ein kontroverstheologisches Werk im Fokus dieses Buches, dessen Besonderheit ...sich aus seiner vielfältigen Interaktion mit zeitgenössischen Diskursen ergibt und dessen Charakter als paradigmatisch für die ost-westliche Konfliktkonstellation des Hoch- und Spätmittelalters samt ihren Auswirkungen auf heutige wechselseitige Wahrnehmungen von Kirche(n) und theologischen Traditionen gelten kann. Kontroverstheologie ist zu einem gewissen Grad immer auch „making of“: Im Fall des Tractatus contra Graecos und von Werken seines theologischen Kontextes werden Bilder des jeweils Anderen bzw. des realen oder literarischen Gesprächspartners transportiert, der – wenn er den eigenen Erwartungen an den Verlauf und die Lösung der Frage nach der Kircheneinheit nicht entsprach – vom Partner zum Feindbild wurde. Die Analyse dieser Bilder zeigt: Unter einer oft polemischen Textoberfläche verbirgt sich bisweilen eine weit originellere Theologie, als man diesem Textgenre zutrauen würde. Diese Theologie heraus- und in die Skizze mittelalterlicher Ekklesiologie einzuarbeiten ist das zentrale Leitmotiv dieses Buches.
Bringt die öffentliche politische Diskussion eher einen Polarisierungs- als einen Rationalisierungseffekt hervor? Diese Frage ist insbesondere angesichts der jüngsten Entwicklungen im digitalen Raum ...virulent geworden. Polemische Öffentlichkeiten sind jedoch nicht erst ein Phänomen unserer Gegenwart, sondern haben eine lange Geschichte. Diese nehmen die Beiträger*innen des Bandes in der Zeitspanne vom Ende des 18. Jahrhunderts bis in unsere Gegenwart in den Blick und fokussieren dabei die Interferenz zwischen politischer und literarischer Kommunikation. Erst vor diesem historischen Hintergrund wird deutlich, was an den aggressiven öffentlichen Meinungskämpfen unserer Tage neu ist - und was nicht.
A fresh perspective on the fertile correlation between apocalypticism and late medieval church criticism and examines the apocalyptic framing which gave rise to the anticipation of an evil pope as ...final enemy. Der Papst als Antichrist nimmt die fruchtbaren Wechselwirkungen zwischen apokalyptischer Weltdeutung und spätmittelalterlicher Kirchenkritik in den Blick und untersucht die einschlägigen Narrative, die die Erwartung eines bösen Papstes in der Rolle des finalen Widersachers nahelegten und plausibel machten.
Am Beispiel scheinbar ‚typischer‘ polnischer Sprichwörter wird in dem vorliegenden Beitrag gezeigt, dass das ‚Typische‘ einer Kultur als Ergebnis einer diskursiven, mitunter strittigen oder auch ...spöttischen Auseinandersetzung darüber aufzufassen ist. Die Zuschreibung von Identität resultiert danach aus der permanenten Auseinandersetzung einer Kultur darüber, was aus einer eigenen oder fremden Perspektive als kulturell unverwechselbar angesehen wird.