Der Ausschuß für Sozialpolitik in der Gesellschaft für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Verein für Socialpolitik, hatte unter dem Eindruck der Verwirklichung des Binnenmarktes und der ...fortschreitenden Integration zu einer Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion nach dem Vertrag von Maastricht die Frage nach der sozialen Integration in Europa aufgenommen (SVS 222/I). Die Wahl dieser Thematik folgte der wiederauflebenden öffentlichen Debatte um die Bedeutung der »sozialen Dimension« in der Europäischen Integration und den Bestrebungen der Regierungen zur Betonung der sozialen Dimension, zur Verankerung der »Subsidiarität« und zur Stärkung des sozialen Zusammenhalts (der »Solidarität«) zwischen den Mitgliedstaaten. Die Beiträge des Ausschusses für Sozialpolitik zur sozialen Integration in Europa sind zum einen der historischen Analyse der sozialen Dimension des Integrationsprozesses, der Klärung der durch den Binnenmarkt und durch die Währungsunion zu erwartenden sozialen Probleme und sozialpolitischen Herausforderungen gewidmet. Im Mittelpunkt steht die Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten und Grenzen einer Angleichung («Harmonisierung«, »Konvergenz«) einzelner Bereiche der nationalen Sozialpolitik (z. B. Lohnpolitik und Sozialpartnerschaft, Mitbestimmung, Familienpolitik, Soziale Mindestsicherung) in der Europäischen Union. Die Analyse der sozialen Integration in Europa eröffnet aber auch eine dem tatsächlichen Integrationsprozeß im Bereich der Wirtschaft entsprechende, erweiterte europäische Perspektive der Wissenschaft von der Sozialpolitik. Im Zuge der Vertiefung der Europäischen Integration bedarf es auch bei der Bestimmung und empirischen Analyse sozialer Probleme sowie bei technologischen Aussagen über Problemlösungsmöglichkeiten einer Betrachtung auf europäischer Ebene. Eine europäische Perspektive in der Wissenschaft von der Sozialpolitik enthält jedoch keineswegs eine Vorentscheidung für eine Vereinheitlichung oder gar zentralistische Gestaltung der Sozialpolitik in Europa. Vielmehr sprechen die ordnungspolitischen Grundentscheidungen in Europa für eine Verbindung von Wettbewerbsgesellschaft und Sozialstaatlichkeit, bei der nach dem Subsidiaritätsprinzip der Europäischen Union nur eine sozialpolitische Verantwortung nach dem Minimalstaatskonzept zukäme und die Mitgliedstaaten auch mit einer Pluralität von Konzepten sozialen Fortschritts im Systemwettbewerb zueinander stehen können. Dabei ist der Ausgleich regionaler Wohlstandsunterschiede zur Stärkung des Zusammenhalts zwischen den Mitgliedstaaten dann eine originäre Aufgabe der Sozialpolitik auf europäischer Ebene.
Abstract
Sozialpolitische Einstellungen werden oft durch die Position auf dem Arbeitsmarkt erklärt. Dieser Artikel dagegen untersucht eine spezifische Vermögensform, das Wohneigentum, als ...Erklärungsfaktor für sozialpolitische Präferenzen. Mit Verweis auf die Figur der investiven Statusarbeit wird Wohneigentum als der Mittelschicht eigene Investitionsform eingeführt. Der Artikel differenziert Wohneigentümer/-innen zusätzlich nach dem Wert des Wohneigentums und der Region, in der sich die Immobilie befindet. Mit Daten des ALLBUS 2014 kann gezeigt werden, dass Wohneigentümer/-innen Sozialpolitik grundsätzlich skeptischer gegenüberstehen als Mieter/-innen. Ein höherer Wert des Wohneigentums verringert dabei die Zustimmung zu sozialpolitischen Maßnahmen. Eigentümer/-innen mit Immobilien in peripheren Regionen sind zudem Sozialpolitik gegenüber positiver eingestellt als Personen, deren Eigentum sich in wachsenden Großstädten und deren Umland befindet.
Der Band enthält die schriftlichen Fassungen der Jahrestagung 1994 des Ausschusses Entwicklungsländer des Vereins für Socialpolitik. Er befaßt sich mit der ungebrochenen Bevölkerungsdynamik in den ...Entwicklungsländern und mit Ansatzpunkten bevölkerungspolitischer Maßnahmen, insbesondere auch im Bereich der Sozial- und Bildungspolitik. Obwohl bei globaler Betrachtungsweise die Möglichkeiten erhöhter Nahrungsmittelproduktion bei weitem noch nicht ausgeschöpft sind, stoßen immer mehr Länder an Malthus'sche Grenzen, ohne die Devisen für steigende Agrarimporte erwirtschaften zu können. Hier ergibt sich nicht nur Handlungbedarf für die entwicklungspolitische Zusammenarbeit, sondern auch für binnenwirtschaftliche Maßnahmen der Armutsbekämpfung. Die verbreitete Auffassung, wonach die hohe Kinderzahl in Entwicklungsländern von den Eltern geplant ist und demnach über den erleichterten Zugang zu Kontrazeptiva keine Eindämmung der Geburtenrate zu erreichen ist, wird durch empirische Untersuchungen nur teilweise bestätigt. Familienpolitik bleibt in vielen Regionen der Welt ein sinnvoller Ansatz zur Senkung der Kinderzahlen. Gleichwohl muß Bevölkerungspolitik primär an jenen Faktoren ansetzen, die den Wunsch nach hohen Kinderzahlen auslösen. Gesicherte Ernährung, soziale Sicherheit - auch im Alter - und Bildungschancen wirken sich nachhaltig auf die demographische Entwicklung aus. Behandelt wurden daher auf der Tagung insbesondere auch die Fragen, welches Alterssicherungssystem, Kapitaldeckung oder Umlageverfahren für Entwicklungsländer vorzugswürdig ist, ob die Entwicklungshilfe einen Beitrag beim Aufbau von Sozialversicherungssystemen leisten kann und welche Fehlentwicklungen in einzelnen Staaten aufgetreten sind. Untersucht wird auch der Bildungssektor. Die in der entwicklungspolitischen Literatur oft geäußerte These, wonach der produktive Beitrag von Investitionen für die höhere Bildung in armen Ländern als gering zu veranschlagen ist, wird durch die vorgelegten empirischen Un
This article analyses the Juncker Commission's strategy to revitalize the legislative aspects of social Europe. Given the inherent obstacles to forging agreements in the field the Commission was ...required to operationalize a strategy of being a politicalising bricoleur: a bricoleur in the sense it revisited and revised existing tools with the aim of generating change and building an integration moment in social Europe; politicizing in the sense that the Commission exercised social acuity, built broad teams to mobilize for change, and deployed a distinctive discursive strategy. The analysis finds that the Commission had some success, but continued obstacles resulted in reforms being focused on revisions to relatively non‐contentious policies rather than new legislative agreements. The analysis draws attention to the creativity of Commission agency and the constraints within which it operates.
European anti-Muslim attitudes: the voice of public protest against out-of-touch elites? Are anti-Muslim attitudes becoming the spectre that is haunting Europe? Is Islamophobia as widespread and ...virulent as is made out? Or do some EU societies appear more prejudiced than others? And is there an anti-elitest dimension to Europeans' protest about rapid demographic change occurring in their countries? This cross-national analysis of Islamophobia looks at these questions in an innovative, even-handed way, steering clear of politically-correct clichés and stereotypes. It cautions that Islamophobia is a serious threat to European values and norms, and must be tackled by future immigration and integration policy.
The EU's multi-level system continuously renegotiates the influence of the European institutions on national sovereignty. Social policy has traditionally been the domain of the member states. But is ...it still possible to speak of the political autonomy of the nation-states, or is the European level gaining in importance through social and budgetary policy measures, some of which are restrictive? Jana Windwehr vividly analyzes Europeanization processes within social policy in the context of the euro crisis, using five member states as examples. This makes the book an indispensable contribution to the discussion on national social policy autonomy in the EU multi-level system.
Das EU-Mehrebenensystem verhandelt den Einfluss der europäischen Organe auf die einzelstaatliche Souveränität fortlaufend neu. Sozialpolitik gilt dabei traditionell als Domäne der Mitgliedsstaaten. Kann man jedoch an dieser Stelle noch von politischer Autonomie der Nationalstaaten sprechen oder gewinnt die europäische Ebene durch sozial- wie haushaltspolitische, teils auch restriktive Maßnahmen vielmehr fortlaufend an Bedeutung? Jana Windwehr analysiert Europäisierungsprozesse innerhalb der Sozialpolitik im Kontext der Eurokrise anschaulich am Beispiel von fünf Mitgliedsstaaten. Das Buch wird dadurch zu einem unverzichtbaren Beitrag zur Diskussion um nationale sozialpolitische Autonomie im EU-Mehrebenensystem.
Europe 2020 and the European Semester signal a major change of direction in EU social policy with new governance arrangements, policy orientations and politics. This paper analyses 290 Country ...Specific Recommendations and 29 interviews to answer two questions: 1) What type of social policy is being advanced by the EU at present? 2) How are EU social actors able to advance EU social policy under current conditions? It argues that the degree of progress in EU social policy in the European Semester (2011–15) has been conditional and contingent. EU social policy is more oriented to supporting market development than it is to correcting for market failures. We explain these developments by a combination of factors including the strong agency exerted by some social actors in a context of constraint, the moderation of expectations and the adoption of strategic practices by key actors, and political divisions among the Member States.
The anthology stands for critical-political and transformative social work. In twelve contributions in German and four in English, the authors discuss three overarching goals: affordable housing, an ...engaged society and an economy of solidarity. They look at problems such as poverty and the precarisation of working conditions and offer answers in a critical professionalism and in the voices of the addressees.
Der Sammelband steht für eine kritisch-politische und transformative Soziale Arbeit. In zwölf deutsch- und vier englischsprachigen Beiträgen diskutieren die Autor*innen drei übergeordnete Ziele: bezahlbaren Wohnraum, eine engagierte Gesellschaft und eine solidarische Ökonomie. Sie betrachten Probleme wie Armut und die Prekarisierung von Arbeitsverhältnissen und bieten Antworten in einer kritischen Professionalität sowie in den Stimmen der Adressatinnen und Adressaten.