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  • Das Arbeitsrecht der Kirche...
    Kreß, Hartmut

    Jahrbuch für Wissenschaft und Ethik, 07/2019, Volume: 24, Issue: 1
    Journal Article

    Die christlichen Kirchen sind in der Bundesrepublik Deutschland nach dem staatlichen öffentlichen Dienst die größten Arbeitgeber. Dies betrifft insbesondere das Gesundheits- und Sozialwesen. Nach der Gründung der Bundesrepublik haben die Kirchen ein eigenes individuelles und kollektives Arbeitsrecht aufgebaut, das in wichtigen Punkten vom staatlichen Recht abweicht. In der Weimarer Republik hatten die staatlichen Arbeitsgesetze hingegen auch für sie gegolten. Seit den 1950er Jahren stützen sie die Sonderbestimmungen ihres eigenen Arbeitsrechts darauf, dass ihre Beschäftigten sich in einer „Dienstgemeinschaft“ befinden. Dieser Begriff entstammt der Rechtsordnung des NS-Staats. Der Aufsatz geht auf derzeitige rechtliche Kontroversen ein und kritisiert, dass die Kirchen sich zu extensiv auf ihr korporatives Selbstbestimmungsrecht berufen. Zurzeit betonen sie den religiösen Charakter der von ihnen getragenen Einrichtungen des Gesundheits- und Sozialwesens zum Teil noch stärker als zuvor. Für die Zukunft zeichnet sich die Notwendigkeit gesetzlicher Eingrenzungen ab. The Christian churches are the largest employers in the Federal Republic of Germany after the state civil service. This applies especially to the health and social services. After the founding of the Federal Republic of Germany, the churches established their own individual and collective labor law, which deviates from state law in important points. In the Weimar Republic, however, the state labor laws had also applied to them. Since the 1950s, they have based the special provisions of their own labor law on the fact that their employees are in a „community of service“. This term originates in the legal system of the Nazi state. The essay addresses current legal controversies and criticizes the fact that the churches invoke their right to corporate selfdetermination too extensively. At present, they emphasize the religious character of the health and social services they provide, in some cases even stronger than before. The need for legal restrictions is becoming apparent for the future.