Mit treffsicherer Sprache und einem Blick fürs Detail geleiten die vier Kriminalnovellen der inzwischen fast vollkommen in Vergessenheit geratenen Wiener Autorin Auguste Groner (1850-1929) moderne ...Leserinnern und Leser ins Wien des ausklingenden 19. bzw. beginnenden 20. Jahrhunderts. Im Trubel der sogenannten ‚Ringstraßenzeit‘ finden sich die Protagonistinnen und Protagonisten – häufig Verstoßene bzw. Außenseiter und Außenseiterinnen – innerhalb gesellschaftlicher Abgründe wieder, wobei Fragen von Schuld, Verantwortung und Gerechtigkeit behandelt werden. Akribisch genau erzählt die Autorin von außergewöhnlichen Verbrechen und zeichnet damit gleichzeitig das Bild einer Zeit, die längst vergangen ist, deren Problemstellungen jedoch bis heute nicht an Aktualität eingebüßt haben.
Österreichische Literatur 2020 Thomas Ballhausen; Valerie Strunz; Robert Huez
Medienimpulse (Wien),
06/2021, Letnik:
59, Številka:
2
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Die vorliegende Auswahlbibliografie zur Literaturkritik österreichischer Gegenwartsliteratur 2020 ermöglicht einen Einblick in wichtige Rezensionen aus den Beständen der Pressedokumentation der ...Dokumentationsstelle für neuere österreichische Literatur/Literaturhaus Wien. Die zentralen Ansätze der Auswahlbibliografie sind die Vermittlung eines thematischen Überblicks, die Dokumentation der Wertung innerhalb der ausgewählten Rezensionen und die vereinfachte Zugänglichmachung zu zentralen Quellen literarischer Rezeption.
Subjekt und Subjektivität repräsentieren Hauptbegriffe in Friederike Mayröckers Werk. Das Subjekt, das biographische Züge hat, ohne dass es mit der Schriftstellerin gleichgesetzt werden kann, besteht ...aus Fragmenten unterschiedlicher Herkunft, aus „Einzelteilchen aller Menschengehirne“, was zu seiner Komplexität beiträgt. Der vorliegende Band, der Beiträge eines im Juni 2010 an der Wiener Universität veranstalteten Workshops sammelt, untersucht die Subjektivität in den jüngeren Gedichten, Prosatexten, Hörspielen und Essays der Dichterin. Umfassende Auseinandersetzungen mit mehreren Werken stehen neben philologischen Analysen eines Textes und stellen die Frage nach der Verwandtschaft mit literarischen Strömungen, wie dem Surrealismus, und mit philosophischen oder linguistischen Theorien, wie jener Deleuzes, Derridas oder Austins. Die hier vorgelegten Studien bieten zum ersten Mal einen Dialog zwischen deutschsprachigen und französischsprachigen Forschern über Friederike Mayröckers Oeuvre und erneuern die Reflexion über die Subjektivität, die in der Sekundärliteratur über die Autorin ein zentrales Thema ist.
Differing from previous research approaches, the parodies of the Viennese popular theatres can be considered as a genre of theatre practice which allows to demonstrate the conditions of production ...for playwrights in the early 19th century. The book comprises a study and a critical edition of a selective corpus of popular theatre parodies.
Die Parodien des Wiener Vorstadttheaters im 19. Jahrhundert sind als theaterpraktische Texte anzusehen, die auf das Unterhaltungsbedürfnis einer Großstadt ausgerichtet waren. Begrenzte sich ihre Lektüre bisher auf die komische Bearbeitung einer prominenten Vorlage, so lassen sich an den Stücken die Produktionsbedingungen ihrer Autoren an den gewinnorientierten Privattheatern in sozioökonomischen Krisenzeiten aufzeigen. Das Buch umfasst eine Studie und die kritische Edition eines ausgewählten Textkorpus, das die an den Vorstadtbühnen parodierten Genres repräsentiert.
Der Aufsatz nimmt die literarisch-publizistischen Lebenswelten der österreichischen Exilanten Leopold von Andrian, Paul Frischauer und Otto Maria Carpeaux in den Blick. Sie hatten ähnliche politische ...Sozialisationen im Österreich der Zwischenkriegszeit, mussten aufgrund ihrer ethnischen Zugehörigkeit und ihres politischen Engagements Österreich verlassen und lebten in oder nahe Rio de Janeiro. Was Carpeaux, Frischauer und Andrian von Tausenden anderer Flüchtlinge unterschied, waren ihr Status und ihre politischen Kontakte. Sie waren materiell privilegierter, der harte Überlebenskampf vieler anderer blieb ihnen erspart; trotzdem waren sie Vertriebene und Heimatlose. Frischauer und Andrian kehrten nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs über Umwege in ihre Heimatländer zurück, Carpeaux blieb, wurde zum Brasilianer und hinterließ ein starkes Vermächtnis. Dieser Aufsatz beleuchtet ihre Haltung, ihre Rollen und Arbeiten im brasilianischen Exil kritisch und analytisch. Er bietet und verknüpft drei biographische Erzählungen. Während der Monarchist Leopold von Andrian an der Restauration der Habsburgermonarchie festhielt, öffnete sich der jüngere, opportunistische Flüchtling Paul Frischauer als Biograph des Diktators Vargas Türen zur Macht. Otto Maria Carpeaux hingegen, der wie Andrian ein Theoretiker des autoritären österreichischen Ständestaats gewesen war, transformierte sich zum Brasilianer, zum heimischen Literaturpapst und transatlantischen Brückenbauer.
Der Beitrag beschäftigt sich mit den Entwürfen von Krankheitsbildern in den Prosawerken Schornstein (2006) von Jan Faktor und Terminifera (2007) von Michael Stavarič und befragt die Texte im Hinblick ...auf die Exklusionsmechanismen, die sich an der Marginalisierung und zunehmenden ‚Pathologisierung‘ beider Hauptfiguren beteiligen. Im Vordergrund steht dabei die Frage, wie sich die Wahrnehmung der Hauptfiguren durch die Außenwelt auf deren Selbstwahrnehmung und Handeln auswirkt. Nicht zuletzt wird überlegt, inwiefern die hier entworfenen Krankheitsbilder als eine Parabel bzw. ein Abbild der ‚Krankheiten‘ unserer heutigen Welt gelesen werden können.
"Strategen im Literaturkampf" is dedicated to the complex relationship between literary writing, poetological reflection and critical commentary using the example of the Austrian writers Thomas ...Bernhard and Peter Handke. Harald Gschwandtner shows how closely the two authors' aversion to literary criticism is linked to the principles of their own writing. Prose texts, plays, reviews, interviews, speeches, letters and numerous other work materials allow a variety of insights into a conflict-ridden relationship.
„Strategen im Literaturkampf“ widmet sich am Beispiel der österreichischen Schriftsteller Thomas Bernhard und Peter Handke der komplexen Beziehung zwischen literarischem Schreiben, poetologischer Reflexion und kritischer Kommentierung. Harald Gschwandtner zeigt, wie eng die Aversionen der beiden Autoren gegenüber der Literaturkritik mit den Prinzipien ihres eigenen Schreibens verknüpft sind. Prosatexte, Theaterstücke, Rezensionen, Interviews, Reden, Briefe und zahlreiche weitere Werk-Materialien erlauben vielfältige Einblicke in eine konfliktreiche Beziehung.
Die Rückkehr zu den Dingen, den Farben und Formen der Wirklichkeit: Peter Handke beschreibt das aufmerksame Lesen als beseelende Erfahrung mit genau diesen Effekten. Für ihn als Schriftsteller bildet ...die tägliche Lektüre aber auch die Voraussetzung dafür, stets aufs Neue in Kontakt mit der globalen Gemeinde Gleichgesinnter treten zu können.Die Beiträge des Bandes zeigen, wie Handke sich durch das variierende Wiederholen unterschiedlichster Wahrnehmungs- und Erzählmodelle - von der arabischen Mystik über die Grimm'schen Märchen bis hin zum amerikanischen Western - unter die »Großen« mischt, wenngleich als »kleiner, kleiner Angehöriger«. Dabei wird deutlich, dass seine Erkundungen von Geistesverwandtschaften und sein entzifferndes Lesen von Landschaften auch dazu dienen, die Koordinaten seines eigenen Werkes zu überprüfen.