In diesem Beitrag skizzieren wir einen Vorschlag für eine fachdidaktische Adaption der ethnographischen Beobachtung. Ausgehend von einer fachspezifischen Gestaltung Forschenden Lernens – hier am ...Beispiel des Faches Deutsch – soll gezeigt werden, wie eine „fachdidaktisch inspirierte Ethnographie“ im Kontext studentischer Praxisphasen im Lehramtsstudium eingesetzt werden kann, um für die fachliche Mikrostruktur und die inhärenten Mechanismen des Deutschunterrichts an der Grundschule zu sensibilisieren. Insbesondere die Vermittlung und Schulung einer wissenschaftlichen Wahrnehmung in Anlehnung an das Konzept von Goodwin (1994) „Professional Vision“, speziell bezogen auf fachdidaktische Inhalte, soll durch das vorgestellte Seminarkonzept ermöglicht werden. Dazu werden im Beitrag zunächst zentrale theoretische Bezüge aus Kasuistik, Vignettenforschung und Forschendem Lernen skizziert, um darauf aufbauend die Notwendigkeit zur Schulung einer professionellen (Unterrichts-)Wahrnehmung darzustellen. Im Beitrag wird das Seminarkonzept detailliert erläutert. Die darin genannten Begleitmaterialien werden zur Nachnutzung zur Verfügung gestellt.
Der Artikel stellt erste deutschdidaktische Befunde des Projekts DiLe („Digitale Lerngemeinschaften zur kohärenten Lernbegleitung im Jenaer Modell der Lehrerbildung“) vor. DiLe zielt darauf, die ...Kooperation zwischen Schule und Universität bei der Begleitung von Praxissemesterstudierenden zu verbessern. Schulische Mentor:innen im Praxissemester erhalten die Gelegenheit, mit Hilfe digitaler Fortbildungsbausteine ihr fachdidaktisches Wissen zu erweitern und im Dialog mit Praxissemesterstudieren-den auf Anforderungssituationen im Unterricht zu beziehen. Der Artikel untersucht, mit welchen Erwartungen die Teilnehmenden im Fach Deutsch in die Fortbildung starten, inwieweit sie diese erfüllt sehen und inwieweit sie deutschdidaktische Fortbildungsinhalte im digitalen Austausch aufgreifen. Als Daten dienen Kurzstatements der Teilnehmenden (prä/post), Mitschnitte von Videokonferenzen sowie nachträgliche Interviews, die allesamt inhaltsanalytisch ausgewertet wurden. Die Diskussion der Befunde geht darauf ein, inwieweit digital gesteuerte Vermittlungs- und Verständigungsprozesse zwischen den Beteiligten einen Beitrag zur Überwindung der doppelten Distanz zwischen Universität und Schule leisten können. Abstract (english): Digital learning communities during the teaching practicum. Perception of an approach to the connection between theory and practice in the training of teachers of the subject German The article presents first results of the project DiLe („Digital Learning Communities for Coherent Learning Support in the Model of Teacher Education in Jena“). The project aims to improve the cooperation between school and university in the supervision of students in the 5-month teaching practicum. School mentors in the teaching practicum are given the opportunity to expand their academic knowledge of teaching German language and literature with the help of digital training modules. So, they can relate academic knowledge to the requirements of the classroom in a dialog with students in the teaching practicum. The article explores the expectations of the par-ticipants in the subject German. It also asks to what extent they see these expectations fulfilled and to what extent they take up the presented academic knowledge in the digital exchange. Our data consists of short statements of the participants (pre/post), recordings of video conferences as well as interviews. The discussion of the results addresses the extent to which digitally controlled teaching and communica-tion processes between the participants can help to overcome the double distance between university and school.
Soll der Deutschunterricht an der Bildung gesellschaftlich handlungsfähiger Subjekte mitwirken, lassen sich ausgehend von der Erkenntnis, dass in der politischen Netzkommunikation der ...Geltungsanspruch der Wahrheit (vulgo Habermas) unter Druck steht, zentrale sprach- und mediendidaktische Aufgaben ableiten. Die Aufgaben betreffen v.a. die Förderung rezeptiv-analytischer und diskursiv-argumentativer Kompetenzen, die auf die Digitalität, Multimodalität und Interaktivität gegenwärtiger politischer Diskurse ausgerichtet sind. Diese bilden die Voraussetzung dafür, dass Lernende die in der Rezeption gebildeten Urteile darüber, was ein wahrer Sachverhalt ist, nicht nur kritisch reflektieren, sondern auch im Diskurs zur Disposition stellen können, um sie aufgrund von triftigen Argumenten ggf. zu revidieren. Vor dem Hintergrund des Bildungsideals gesellschaftlicher Handlungsfähigkeit arbeitet der Beitrag exemplarisch die didaktische Rationalität heraus, die die unterrichtliche Befassung mit manipulierenden Tweets zum politischen Klimadiskurs für die gezielte Förderung der o.g. Fähigkeiten gesellschaftlicher Handlungsfähigkeit bereithält. Abstract (english): From Twitter Discourse to Social Agency–Digital discourse fragments in a language-didactic and media-didactic perspective If German lessons are to participate in the formation ofa“gesellschaftlichhandlungsfähiges Subjekt” (A person who is able to engage in argumentative discourse about disputed truth, cor-rectness, and veracity claims), central language and media didactic tasks can be derived from the realization that the claim to validity of truth (vulgo Habermas) is under pressure in political network communication. These tasks primarily concern the promotion of receptive-analytical and discursive-argumentative skills, which are oriented towards the digitality, multimodality and interactivity of current political discourse. These skills are the precondition for learners not only to critically reflect on the judgmentsformed in reception about what constitutes a true state of affairs, but also to be able to question them in discourse and, if necessary, to revise them on the basis of valid arguments. Against the background of the educational ideal of social agency, the article exemplarily elaborates the didactic rationality of dealing with manipulative tweets on the political climate discourse for the targeted promotion of the above-mentioned skills.
Im Zuge der Ausdifferenzierung und Konturierung von Konzepten Forschenden Lernens in den Fachdidaktiken soll in diesem Beitrag anhand eines Beispiels aus einer authentischen Seminarsituation der ...Sprachdidaktik gezeigt werden, welches Potenzial ethnographische Beobachtungen für fachspezifische Reflexionen haben können. Dabei wird das Ethnographische Beobachten als Ausdruck eines offenen Konzepts Forschenden Lernens verwendet, durch welches eine forschende Haltung gegenüber dem Deutschunterricht angeregt werden soll. Durch die Grundprinzipien der Verfremdung, Verschriftlichung und analytischen Bearbeitung sollen die Studierenden des Faches Deutsch habitualisierte Wahrnehmungsmuster systematisch hinterfragen und durchbrechen, um so als Forschende auf ihr späteres Berufsfeld zu schauen.
Der Beitrag beschäftigt sich aus gesprächsanalytischer Perspektive mit der Rekonstruktion von interaktiven Erklärungen in authentischen Situationen basaler Lese-Rechtschreibförderung. In den ...videographierten Förderstunden wird mit den Grundlagen der silbenanalytischen Methode nach Röber (2009, 2015) gearbeitet. Dabei handelt es sich um ein Konzept, das die Silbe ins Zentrum des Schriftspracherwerbs rückt. Konkret werden zwei Erklärsequenzen gegenübergestellt, in denen Lehramtsstudierende in Einzelfördersituationen mit Zweitklässlern die Unterschiede zwischen offenen und geschlossenen Hauptsilben erarbeiten. Es geht insbesondere darum zu beschreiben, wie die Studierenden die Erklärungen situativ strukturieren und fachlich konturieren. Es wird untersucht, wie sie auf Schülerbeiträge eingehen und wie es ihnen dadurch gelingt bzw. misslingt, den Erklärprozess zu managen und interaktiv Wissen herzustellen. Die Analyse zeigt, dass beide Studierende über das relevante schriftsystematische Wissen und über das Wissen zur didaktischen Aufbereitung des Lerngegenstandes verfügen, ihnen die Einbettung dieses Wissens in den situativen Kontext aber sehr unterschiedlich gelingt. Inwieweit sich diese Erkenntnisse für Konzeptionen und Umsetzungen Forschenden Lernens in der Hochschullehre nutzen lassen, wird abschließend diskutiert.
Der Band ist das Ergebnis eines mehrjährigen interdisziplinären Diskussionsprozesses der beteiligten Autorinnen und Autoren. Das findet seinen sichtbaren Ausdruck in dem einleitenden Beitrag über ...Grundlagen der Mehrsprachigkeit, dessen normative Perspektive von allen Beteiligten geteilt wird. Der Band stellt grundlegende Inhalte zur sprachlichen Bildung in der mehrsprachigen Gesellschaft dar und konzentriert sich dabei auf gesicherte Erkenntnisse zu Spracherwerb, Mehrsprachigkeit und sprachlicher Bildung. Damit soll auch Mythen und anderen hinderlichen Überzeugungen begegnet werden. Thematisch widmet sich der Band neben einer historischen Perspektive dem (kindlichen) Spracherwerb und der mehrsprachigen Sprachentwicklung, der sprachlichen Bildung in Institutionen von der Kita über die Schule bis hin zur Erwachsenenbildung sowie forschungsmethodischen Fragen. (DIPF/Orig.)
Der Beitrag beleuchtet die Entwicklungen des Fachs DaF in den 1990er Jahren vor allem aus deutscher Perspektive, wie sie sich in
bemerkbar machten. Anhand eines Themas der ...Zweitsprachenerwerbsforschung wird aufgezeigt, wie damals aufkommende Themen bis heute Diskussionen auslösen und Forschungsbedarf implizieren.
Im vorliegenden Artikel werden fünf Gespräche in Adobe Connect unter Studierenden von Deutsch als Fremdsprache untersucht. Sie belegten einen Distanzkurs an einer schwedischen Universität. Zu diesem ...Kurs gehörte die mündliche Aufgabe, 30 Minuten lang ein Gespräch auf Deutsch aufrechtzuerhalten. Als Vorlage bekamen die Studierenden verschiedene Themen, die sie vor dem Seminar haben vorbereiten können. In den Gesprächen entfalteten sich verschiedene narrative Strukturen, in dieser Studie als Small Stories (Georgakopoulou 2007a, 2007b, Bamberg & Georgakopoulou 2008) betrachtet, die teils die Aufgabenkonstruktion, teils die Sprachkompetenz der Studierenden generieren. Dieser Bezug macht einen hauptsächlichen Fokus dieser Studie aus.
Mit ihrer soziolinguistischen Rahmung ist diese Studie vor allem innerhalb der Gesprächsanalyse verankert. Dieser Ansatz wird mit Robinson & Gilaberts (2007) Modell über Komplexität einer Aufgabe trianguliert, um die inhaltliche Komplexität der Small Stories zu überprüfen. Das Material zeigt, dass die Studierenden mit der Aufgabenformulierung inhaltliche Komplexität unter den Bedingungen leisten können, wenn a) die Studierenden ein Vorwissen zum Thema haben, b) sie Hilfestellungen im Lernkontext aufgreifen können und c) wenn das Gespräch an sich eine Small Story untermauert.
Grundlage des Bandes bildet eine Längsschnittuntersuchung in Kindertagesstätten, die sich durch sprachlich wie kulturell heterogene Kindergruppen auszeichnen. Die an dem Interventionsprojekt ...teilnehmenden Einrichtungen wurden in einer strukturierten In-House Weiterbildung darin begleitet, mit Sprachenvielfalt und Mehrsprachigkeit konstruktiv umzugehen. Ziel war es, einen Transferprozess in die Praxis anzustoßen und langfristige Auswirkungen der Maßnahmen auf Ebene der Einrichtungen, der Eltern sowie der Kinder zu evaluieren. Im Band werden Effekte des Einbezugs von Mehrsprachigkeit dargestellt. Dies betrifft die Schaffung einer mehrsprachigkeitsunterstützenden Lernumgebung, die sich auf Raumgestaltung und Materialeinsatz, Wertschätzung, reflektiert begleitete Peer-Interaktionen sowie den direkten Einbezug verschiedener Sprachen bezieht. Weiter wird die Entwicklung mehrsprachiger Kinder im Alter von 3 und 6 Jahren beschrieben. Schließlich erfolgt auch eine praxisnahe Beschreibung von Best-Practice-Ansätzen. (DIPF/Orig.)