MERKMALE DER BILDUNG ZUSAMMENGESETZTER ORONYMEZusammenfassung
Der Beitrag gibt einen Überblick über die Wortbildungsanalyse zusammengesetzter Oronyme, welche die umfangreichste Gruppe aller Oronyme ...im Litauischen bilden.
Nach dem Grad der Transparenz unterscheidet man zwei Gruppen von Oronymen: transparente Oronyme und semitransparente Oronyme.
In der Wortbildungsanalyse der ersten Gruppe geht die Semantik der Oronyme aus der Semantik der Grundmorpheme hervor. Die morphematische Struktur unterscheidet sich jedoch von jener der Grundmorpheme. Mit anderen Worten: Es handelt sich also um solche Bildungen, die semantisch und formal von den zugrunde liegenden Wörtern abhängig sind. Bei diesen Zusammensetzungen gelten uneingeschränkt die Hauptprinzipien der appellativischen Zusammensetzung.
Die zweite Gruppe stellen semitransparente Zusammensetzungen dar. Bei dieser Gruppe ist eines der Grundmorpheme nicht transparent. Solche zusammengesetzten Oronyme sind semitransparent, weil lediglich das Grundwort transparent ist. Das heißt, die Hauptprinzipien der appellativischen Zusammensetzung gelten nur begrenzt, da die Wortbildungsanalyse der Oronyme dieser Gruppe nicht den Forderungen entspricht, die an die synchrone Wortbildungsanalyse gestellt werden. Außer der morphematischen Gliederung ist eine weitere Wortbildungsanalyse solcher zusammengesetzten Oronyme kaum möglich.
ZUR ENSTEHUNG EINIGER SELTENER ORTSNAMEN (Greikónys, Grìkapėdis, Plasapnỹkai, Pušė́nai, Silgiónys, Tauliùkai, Vaĩsodžiai)
Zusammenfassung
Im vorliegenden Artikel werden sieben seltene Dorfnamen aus ...dem südlitauischen Gebiet behandelt. Die Analyse der Entstehung dieser Ortsnamen stützt sich vorwiegend auf das handschriftliche Material der Tauf- und Trauungsurkunden der zweiten Hälfte des 17. und der ersten Hälfte des 18. Jhs der Gemeinde Punià, die gegenwärtig dem Bezirks Alytùs angehört.
Greikónys, die ältere Form ist bereits 1659 in einer Taufurkunde verzeichnet (de Gireykancow); das scheint eine Ableitung von dem Familiennamen *Gireika zu sein. Dieser Name läßt sich mit dem Verb gìrti ‘rühmen, loben’ in Verbindung setzen: *gireika- einer, der eine besondere Neigung sich zu rühmen aufweist, Prahlhans ist.
Grìkapėdis ist, ohne Zweifel, ebenfalls anthroponymischen Ursprungs, da der Familienname Grìkpėdis im nordwestlichen Teil von Žemaitija vorkommt. Die Bedeutung der Komponenten dieses zusammengesetzten Familiennamens (grìkas ‘Buchweizen’ + pė́das ‘die Getreidegarbe’) zeigt eine metaphorische Basis der Entstehung des Kompositums. Die gegenwärtige Singularform ist wahrscheinlich eine spätere Bildung: in den Taufurkunden der zweiten Hälfte des 17. Jhs findet man Pluralformen (de Grikopedziow, de Grikiepedzow).
Plasapnỹkai, änlich wie Greikonys und Grikapėdis, läßt ebenfalls einen anthroponymischen Ursprung vermuten, obwohl dies nicht so augenscheinlich ist. Dieser Ortsname konnte vom Familiennamen *Plasapnỹkas entstanden sein: *Plasapnỹkas < *plasa + *upinykas, d. h. ‘ein an dem Fluß Plasãupė Wohnender’. Das erste Glied dieser kontrahierter Zusammensetzung könnte man auf eine Form des Verbs plàsti ‘breiter werden’ zurückführen.
Pušė́nai kommt in der zweiten Hälfte des 17. und der ersten Hälfte des 18. Jhs als Puišėnai (de Puyszany) vor. Diese ältere Form weist augenscheinlich auf eine anthroponymische Herkunft aus dem Familiennamen Puišỹs hin, wobei man diesen auf das Adjektiv puĩšis, puĩšas ‘schmutzig’ zurückführen kann.
Silgiónys, die ältere Form Stilgionys (de Stylgiany) ist in den genannten Quellen des 17.–18. Jhs bezeugt. Die gegenwärtige Form (ohne t) tauchte, sofern man heute schließen kann, Ende des 17. Jhs auf und verbreitete sich im 18. Jh. Ungeachtet dessen, daß solch ein Familienname wie Stilgionis (resp. Silgionis) bislang nicht bezeugt ist, kann kein Zweifel bestehen, daß der entsprechende Ortsname auf dieser Grundlage entstanden ist. Den anthroponymischen Ursprung läßt u. a. der existierende Familienname Stalgỹs voraussetzen. Die mögliche Variante von Stalgỹs konnte noch *Stilgỹs sein, diese wurde mit den Verben stìlgti, stal̃gti ‘neugierig sein’ in Verbindung gesetzt. Man kann also annehmen, daß der Familienname aufgrund des Beinames, der die Bedeutung ‘der neugierige Mensch’ hatte, entstanden sein konnte.
Tauliùkai ist zweifellos auch anthroponymischen Ursprungs, denn dieser Ortsname hat eine genaue Entsprechung in dem Familienname Tauliùkas (Tauluk), der bereits 1658 in den Tauf- und Trauungsurkunden fixiert ist. Die Enstehung dieses Familiennamens läßt auch keine Zweifel zu: er ist von dem Adjektiv taulùs ‘fern’ abgeleitet. Die Basis von Tauliùkas vermutlich *Taulius oder *Taulas (vgl. Taulãvičius).
Vaĩsodžiai hatte, wie es aus den ältesten genannten Quellen ersichtlich ist, den Bindevokal a und wurde in der Singularform gebraucht (Vaitasodis: de Weytasodzia). Aber die Pluralformen kommen bereits in der zweiten Hälfte des 17. Jhs parallel vor (de Waytasady, Waytasadzi). Aus den Komponenten dieser Zusammensetzung (vaĩtas ‘Vogt’ + sõdžius ‘Dorf’) wird klar, das Vaĩsodžiai nicht als anthroponymischer Ortsname aufzufassen ist und das er im Laufe der Entwicklung manchen phonetischen Änderungen unterzogen Worden ist.
APELLATIVA UND ORTSNAMEN AUF -ēj-, -ij-, -ien- IN KURLANDZusammenfassungDas dialektale und toponymische Material erweitert Vorstellung von der Verbreitung sekundärer Adjektive mit Suffix -ēj- und ...-ij- im Lettischen. Von Substantiven, seltener auch von Adjektiven abgeleitete Adjektive mit Suffix -ēj-, die eine Fülle von etwas bezeichnen (vgl. salējs ‘salzig’, malējs ‘lehmig’ u. a.), sowie ihre substantivierten Formen werden nicht nur in den östlichen Mundarten Lettlands und im nördlichen Teil Kurlands (hier in der Regel -ej-), sondern auch in den südlichen Mundarten Kurlands gebraucht. Analogische Orts- und Personennamen mit Suffix -ej- sind auf dem Territorium Kurlands in Quellen aus dem 16.–19.Jh. fixiert. Demzufolge scheint die Frage nach eventuellem Vorhandensein des entsprechenden Suffixes -ej- auch im Preußischen angebracht.Ein charakteristisches Formans der Ableitung von Apellativa und Ortsnamen ist in den südwestlichen Mundarten Kurlands auch das Suffix -ij- (vgl. sālijs ‘salzig’, mālijs ‘lehmig’ u. a.); ihrer Bedeutung nach sind diese Ableitungen synonym zu Suffixbildungen mit -ēj- (-ēj-). Bei einer Reihe von substantivierten Formen (bei nomina loci und Toponymika) erfährt das Suffix -ij- die Bedeutung eines pluralischen Sammelbegriffes. Die ältesten Ortsnamendaten des 13.-16. Jh. auf dem kurischen Territorium Lettlands und Litauens reflektieren ebenso das Suffix -ij-. Auf seine besondere Produktivität im westlichen Areal der baltischen Sprachen deuten Apellativa und Gewässernamen des westlichen Litauens hin, die das kurische und preußische Areal verbinden (vgl. z. B. preuß. Warnye).Mit Hilfe des Suffixes -ien- sind von Substantiven, seltener von Adjektiven Apellativa gebildet ; in der Regel werden Ableitungen für die Bezeichnung eines Ortes gebraucht, dem das in der Wurzel des Wortes Genannte charakteristisch ist (vgl. z. B. avuotiens ‘quellenreiche Gegend’, avuots ‘Quelle’, egliens ‘Tannengehege’, egle ‘Tanne’, sausiens ‘trockene Gegend’, sauss ‘trocken’). Solche Apellativa mit Suffix -ien- (bei der Mehrheit von Beispielen zeigt -ien- pluralische Sammelbegriffe an) kommen fast im ganz Kurland vor: ihre Produktivität bezeugen auch Ortsnamen dieses Gebietes. Apellativa und Ortsnamen auf. -iena, -iene, -iens haben nahe strukturelle und semantische Analogie zu entsprechenden Ableitungen in den östlichen Mundarten Lettlands und im Litauischen wie auch zu Ortsnamen mit Suffix -ein- im Preußischen.
Noble family names as a source of lithuanian surnamesSummary1. Inthe middle of 16th century the names of Lithuanian noble families were used as names of individual nobles, but there were no ...surnames.2. At the end of 17th century the names of Lithuanian noble family names became surnames. A noble family name could be transformed into a personal name directly or indirectly: an additional suffix might be added, a suffix might be dropped or a suffix might be changed.3. Most surnames which were derived from noble family names at the end of 17th century have survived until the present time.