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  • Das Ende Österreich-Ungarns...
    Cattaruzza, Marina

    Historische Zeitschrift, 02/2019, Letnik: 308, Številka: 1
    Journal Article

    Die in der Geschichtsschreibung zum Ersten Weltkrieg häufig vernachlässigte Rolle Italiens beim Zusammenbruch des habsburgischen Reiches steht im Zentrum dieser Abhandlung. Erörtert werden auch die Alternativen zum Weltkriegsende, die in den Monaten September 1917 bis Januar 1918 bestanden hatten. Erst nach der Entscheidung der Entente, auf das Selbstbestimmungsrecht der Nationalitäten im Habsburgerreich zu setzen, waren diese Alternativen nicht mehr praktikabel. Nach ihnen zu fragen hilft, der Vergangenheit ihre Zukunft zurückzugeben. Wie ernsthaft solche Alternativen erwogen wurden, macht das britische Kriegskabinett deutlich, das im Spätsommer 1917, als die Zukunft Russlands völlig ungewiss schien, befand, der Krieg könnte unmöglich mit einem vollen Sieg der Entente enden. Deshalb wurden die Sondierungen mit Österreich um einen Separatfrieden intensiviert. Die Lage der Entente verschlechterte sich noch nach der italienischen Niederlage im Oktober 1917 und durch die Friedensverhandlungen zwischen den russischen Bolschewiki und den Mittelmächten. In dieser brisanten Lage lancierten italienische Politiker, Journalisten und Intellektuelle die Losung „Selbstbestimmungsrecht für die ‚unterdrückten Nationalitäten‘“. Dies zielte auf die Auflösung Österreich-Ungarns. Sie wurde Anfang April 1918 in Rom von der Entente in Anwesenheit von Vertretern der „unterdrückten Nationalitäten“ feierlich angekündigt. Italien spielte zweimal eine bedeutende Rolle im Krieg: Als es nach dem Ausscheiden Russlands und Rumäniens weiter Österreich-Ungarns Truppen an der italienischen Front band, die somit nicht für die entscheidende deutsche Offensive an der Westfront zur Verfügung standen, und als es mit Erfolg die Auflösung der Habsburgermonarchie betrieb.