UNI-MB - logo
UMNIK - logo
 
E-viri
Celotno besedilo
  • The Ubiquitous Reflex and I...
    Sirotkina, Irina

    Berichte zur Wissenschaftsgeschichte, 03/2009, Letnik: 32, Številka: 1
    Journal Article

    Der allgegenwärtige Reflex und seine Kritiker im Post‐Revolutionären Russland. Im letzten Jahrhundert war der Reflex mehr als ein wissenschaftlicher Begriff: er war ein kulturelles Idiom, das mit verschiedenen Zielsetzungen genutzt werden konnte – politisch, wissenschaftlich und künstlerisch. In dem Aufsatz entwickle ich die These, dass der Reflex im Russland der 1920er Jahre zu einer allgegenwärtigen Idee und einem geläufigen Wort wurde, zu einem Teil des revolutionären Diskurses und, schließlich, zu einem Kennwort der Moderne. Zwei Faktoren trugen hierzu maßgeblich bei: die physiologischen Theorien des Reflexes, die in Russland Anfang des 20. Jahrhunderts weit verbreitet waren, und die materialistische Philosophie, die nach der Revolution durch die Kommunistische Partei befürwortet wurde. Jeder, der modern und materialistisch sein wollte, musste sich in Übereinstimmung mit den offiziellen kommunistischen Ansichten auf den Reflex beziehen. Dennoch war der Begriff selbst in dieser Zeit nicht unproblematisch und wurde von einigen Wissenschaftlern, Philosophen, Künstlern und sogar Parteimitgliedern kritisiert. Im Folgenden beschreibe ich beides, die verschiedenen Verwendungen des Reflexbegriffs und die Kritik, die er in den politischen, wissenschaftlichen und künstlerischen Diskursen erfuhr. Es ist nicht unüblich, dass wissenschaftliche Begriffe, die ihren Ausgang in der Kultur und Alltagssprache genommen haben, später in diese Bereiche in Form von Metaphern zurückkehren. Dem entsprechend war der Reflex im 19. Jahrhundert zu einem rigoros wissenschaftlichen Begriff erklärt worden, um im nächsten Jahrhundert als ein kulturelles Idiom zu zirkulieren und verschiedene Sphären des politischen, künstlerischen und akademischen Lebens zu durchdringen. The Ubiquitous Reflex and Its Critics in Post‐Revolutionary Russia. In the last century, the reflex was more than a scientific concept: it was a cultural idiom that could be used to various aims – political, scholarly, and artistic. In Russia in the 1920s, the reflex became a ubiquitous notion and a current word, part of the revolutionary discourse and, finally, a password to modernity. Two major factors contributed to it: physiological theories of the reflex, widespread in Russia at the early twentieth‐century, and the materialist philosophy backed after the Revolution by the Communist party. Everybody who wished to be modern and materialist, in conformity with the official communist views, had to refer to reflexes. Yet, even in this period, the concept was not unproblematic and was criticized by some scientists, philosophers, artists and even Party members. In the paper, I describe both the array of uses of the term and the criticism it received in political, scientific and artistic discourses. It is not uncommon that, taking their origins in culture and common language, scientific concepts later return there in the form of metaphors. Similarly, the reflex was made into a rigorous scientific concept in the nineteenth century but, in the next century, it circulated as a cultural idiom penetrating various areas of political, artistic and academic life.